Porträt des Monats Dezember 2024
Im Dezember stellen wir drei herausragende tunesische Hochschulpartnerinnen und -partner aus dem Programm der Ta’ziz-Partnerschaften vor, die ihre Erfahrungen mit der deutsch-tunesischen Hochschulkooperation mit uns teilen. Wir haben sie Folgendes gefragt:
Wie gestalten sich Ihre Erfahrungen mit der deutsch-tunesischen Hochschulkooperation, und welche besonderen Erkenntnisse oder Erfolge konnten Sie im Rahmen Ihrer DAAD-geförderten Zusammenarbeit gewinnen?
Name: Lamia Ben Abid
Fachbereich: Alte Geschichte und Archäologie
Heimathochschule: Universität La Manouba, Fakultät für Literatur, Kunst und Geisteswissenschaften
Kooperationspartner: Universität Würzburg
DAAD-Förderprogramm: Ta‘ziz Netzwerke
Meine Erfahrung mit der deutsch-tunesischen Hochschulkooperation ist noch relativ neu. Sie begann 2023 mit der Entwicklung des Projekts „Green Museum Hub: Sustainable Futures of Museums and Heritage Sites“. In diesem Zusammenhang kam es zu meinem ersten Kontakt mit Professor Guido Fackler, dem Leiter der Professur für Museologie an der Universität Würzburg. Seine Arbeiten zu Museologie, Museografie und Publikumsforschung passten hervorragend zu einem der Forschungsschwerpunkte des von mir geleiteten Labors „Régions et ressources patrimoniales en Tunisie: Approche interdisciplinaire“.
Darüber hinaus fügt sich die Thematik des Projekts und dessen gesellschaftliche Wirkung nahtlos in die Vision und die Werte der Universität La Manouba ein und unterstützt zugleich Tunesiens nationale Bemühungen zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele.
Das Projekt umfasste die Zusammenarbeit von drei Universitäten aus Deutschland, Ägypten und Tunesien. Vor dem ersten Camp, das in Deutschland stattfand, fanden mehrere Treffen mit den Projektleitern und Koordinatoren statt. Diese produktiven Austausche ermöglichten es nicht nur, organisatorische Aspekte zu klären, sondern auch ein gegenseitiges Verständnis für die Werte, Normen und kulturellen Traditionen der jeweiligen Partnerländer zu fördern.
Die eingeführten Mechanismen zur Sicherstellung einer effektiven Kommunikation zwischen den Beteiligten trugen maßgeblich zum Erfolg der später in Tunesien und Ägypten organisierten Treffen bei. Besonders hervorzuheben ist die professionelle und sorgfältige Finanzverwaltung durch den deutschen Partner, die wesentlich zum reibungslosen Ablauf des Projekts beitrug.
Für mich persönlich bot das Projekt eine wertvolle Gelegenheit, das deutsche Hochschulsystem besser kennenzulernen – insbesondere dessen praxisorientierte Ausrichtung und Offenheit gegenüber der Berufswelt. Die regelmäßigen Austausche, unterstützt durch Online-Konferenzen, ermöglichten es sowohl den direkt beteiligten Studierenden als auch den teilnehmenden Fachkräften aus dem sozio-professionellen Umfeld, von der deutschen Expertise zu profitieren und gleichzeitig die bestehenden Herausforderungen besser zu verstehen.
Trotz der Sprachbarriere war der Geist der Zusammenarbeit sowie die Offenheit gegenüber deutschen akademischen Praktiken – sowohl in der Lehre als auch in der Forschung – ein zentraler Erfolgsfaktor. Dieses gegenseitige Lernen lässt mich äußerst positiv auf diese Erfahrung zurückblicken, und ich freue mich darauf, diese Kooperation im Rahmen zukünftiger Projekte fortzusetzen.
Name: Achraf Mtibaa
Fachbereich: Ontologietechnik und Künstliche Intelligenz
Heimathochschule: Universität Sfax, ENET’Com
Kooperationspartner: TU Chemnitz
DAAD-Förderprogramm: Ta‘ziz Netzwerke
Als Koordinator des Projekts WE SPICE, das in enger Zusammenarbeit mit Professorin Olfa Kanoun von der TU Chemnitz durchgeführt wird, konnten wir wesentlich zur Stärkung der Beziehungen zwischen tunesischen und deutschen Hochschulen sowie der Industrie beitragen. Das vom DAAD geförderte Projekt verfolgt das Ziel, ein Netzwerk zwischen akademischen Akteuren, Studierenden und industriellen Partnern beider Länder aufzubauen und nachhaltig zu entwickeln.
Durch die Unterstützung des DAAD wurden zahlreiche Initiativen umgesetzt, die den Wissenstransfer und die Kompetenzentwicklung zwischen den Partnerländern fördern. Ein herausragendes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit dem Industriepartner DRÄXLMAIER, einem führenden deutschen Unternehmen mit Forschungs- und Entwicklungszentren sowie Produktionsstätten in Tunesien. Das Unternehmen spielt eine zentrale Rolle bei der Verbindung universitärer Kompetenzen mit industriellen Anforderungen.
Die erfolgreiche Vernetzung zeigte sich in verschiedenen Projektergebnissen: Gemeinsame Besuche von Lehrkräften und Studierenden der ENET’Com und der TU Chemnitz bei Unternehmen wie Siemens, DRÄXLMAIER, Primatec Engineering und dem CRNS schufen ein aktives Austausch-Ökosystem. Dies stärkte die Verbindung zwischen Hochschulen und Industrie und verbesserte die Beschäftigungsfähigkeit und praktischen Fähigkeiten zukünftiger Ingenieure.
Mehrere herausragende Veranstaltungen prägten den Projektverlauf. Der offizielle Projektstart erfolgte im Juni 2023 mit einem Kick-off-Event, an dem über 120 Teilnehmer aus Wissenschaft und Wirtschaft teilnahmen. Im November 2023 sensibilisierte ein Aktionstag zum Thema „Grüne Wirtschaft und die Rolle der Frauen“ für nachhaltige Entwicklung. Bootcamps an der TU Chemnitz im Dezember 2023 sowie an der ENET’Com im April 2024 förderten den kulturellen und fachlichen Austausch. Ein besonderes Highlight war der Green Tech Hackathon im Oktober 2024, bei dem gemischte Teams innovative technologische Lösungen für ein Aufgabenprofil von DRÄXLMAIER entwickelten.
Die interkulturelle Vernetzung war entscheidend für die Förderung einer nachhaltigen Zusammenarbeit zwischen Tunesien und Deutschland. Mit Unterstützung des DAAD und des Ta’ziz-Programms wurden bedeutende Fortschritte erzielt, die als Modell für künftige internationale Kooperationen dienen können.
Für die Zukunft ist die Entwicklung einer digitalen Plattform geplant, die den Austausch digitalisiert und ortsunabhängig erleichtert. Dadurch wird das Netzwerk inklusiver und besser auf die Bedürfnisse zukünftiger Generationen abgestimmt.
Name: Ines Ksentini
Fachbereich: Agrarwissenschaften
Heimathochschule: Institut de l’Olivier de Sfax
Kooperationspartner: TU Darmstadt
DAAD-Förderprogramm: Ta‘ziz Wissenschaftskooperationen
Meine Erfahrungen mit der deutsch-tunesischen akademischen Zusammenarbeit reichen über zwanzig Jahre zurück. Alles begann während meiner Promotion mit einem dreimonatigen Forschungsaufenthalt in Deutschland, der einen entscheidenden Impuls für meine wissenschaftliche Laufbahn gab. Er bot mir die notwendigen Ressourcen, um meine Dissertation erfolgreich abzuschließen. Direkt nach meiner Anstellung folgte ein weiterer dreimonatiger Aufenthalt, der die Fortsetzung dieser vielversprechenden Kooperation ermöglichte.
Diese frühen Partnerschaften führten zur Einreichung unseres ersten gemeinsamen Forschungsantrags mit meinem deutschen Kollegen Dr. Andreas Leclerque. Heute befinden wir uns bereits im dritten gemeinsamen Projekt, und ich bin zuversichtlich, dass diese erfolgreiche Zusammenarbeit fortgeführt wird – schließlich ändert man ein bewährtes Team nicht.
Die deutsch-tunesische Zusammenarbeit hat mir den Zugang zu bedeutenden finanziellen Fördermitteln eröffnet, die meine Forschungsarbeit wesentlich unterstützt haben. Zudem konnte ich an zahlreichen Fortbildungen teilnehmen, die sowohl meine fachlichen als auch meine persönlichen Kompetenzen weiterentwickelten. Mein Status als DAAD-Alumna ermöglichte es mir, an Weiterbildungsprogrammen deutscher Universitäten sowie an weltweit renommierten Symposien teilzunehmen.
Zusammenfassend verdanke ich der deutsch-tunesischen akademischen Zusammenarbeit sehr viel. Sie war ein entscheidender Motor für meine berufliche Entwicklung und führte letztlich zur erfolgreichen Erlangung meiner Habilitation.
Im Rahmen der Ta’ziz-Partnerschaften können deutsche Hochschulpartner gemeinsam mit tunesischen Institutionen einen Antrag für eine Kurzmaßnahme beim DAAD stellen. Weitere Informationen zur Ausschreibung finden Sie unter folgendem Link: www.daad.de/hochschulen/ausschreibungen/projekte/de .
Bewerbungsschluss ist der 31. Mai 2025.