Porträt des Monats Oktober 2022: Kombinierte Studien- und Praxisaufenthalte für Ingenieure aus Tunesien (KOSPIE)
Der Fokus liegt dabei auf der praxisorientierten Ausbildung von Fach- und Führungskräften aus Tunesien. Langfristiges Ziel des Stipendienprogramms ist es, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung Tunesiens zu leisten. Die Geförderten des Programms sollen idealerweise später in entwicklungsrelevanten Bereichen arbeiten und damit einen Beitrag zur Stärkung des privaten (und/oder öffentlichen) Sektors in ihren Heimatländern leisten.
Ali Meddeb hat vor wenigen Wochen sein Praktikum in Deutschland abgeschlossen. Er berichtet uns hier von seinen Erfahrungen.
Name: Ali Meddeb
Heimathochschule: École nationale supérieure d’ingénieurs de Tunis (ENSIT)
Gasthochschule: Technische Universität Dresden
Fachbereich: Informatik
Besondere Interessen: Künstliche Intelligenz, Wissenschaft, Kultur und Vielfalt, Kochen, Reisen, Videospiele.
- Warum haben Sie sich für ein Praktikum an einer deutschen Hochschule entschieden – anstatt z.B. in einem etablierten großen Unternehmen?
Ich habe bereits meine letzten beiden Praktika in zwei verschiedenen Umgebungen absolviert: Das erste im öffentlichen Sektor beim Centre national de l’informatique (CNI), das zweite in einem amerikanisch-tunesischen Startup. Das heißt, ich habe bereits zwei Erfahrungen im industriellen Sektor gesammelt. Da ich schon immer von der Forschung fasziniert war und es in Tunesien keine Möglichkeit gab, mich auf meinem Niveau in die Forschung zu integrieren, habe ich Deutschland und insbesondere seine Universitäten ins Auge gefasst, um mich in einem modernen und gut ausgestatteten Labor in die wissenschaftliche Forschung einarbeiten zu können. Außerdem ist mein Bereich (Informatik) so dynamisch und entwicklungsfähig, dass alles, was man im Forschungsbereich lernen kann, immer auch in der Industrie nützlich sein wird, weil man kritisches Denken entwickelt und lernt, neue Herausforderungen zu bewältigen und in einem internationalen und vielfältigen Team zu arbeiten und zu kommunizieren. Darüber hinaus besteht in der Industrie eine große Nachfrage nach Forschungs- und Entwicklungsingenieuren und erste Erfahrungen in der Forschung sind von Vorteil, wenn man einen Master oder eine Promotion anstrebt.
- Welche Aufgaben haben Sie übernommen und wie viele Freiheiten hatten Sie dabei?
Die Art meines Projekts in Deutschland war etwas anders als die Themen meiner Kommilitonen. Da mein Projekt sehr experimentell war, begannen wir mit einer Machbarkeitsstudie und der Erstellung einer Zeitleiste für das Projekt. Meine täglichen Aufgaben bestanden darin, die Machbarkeit der Verwendung einer obskuren Programmiersprache im Bereich der künstlichen Intelligenz zu untersuchen. Dazu gehören: Das Lesen und Zusammenfassen verschiedener wissenschaftlicher Artikel, das Implementieren und Testen von Codes, das Schreiben von Berichten, die die Ergebnisse meiner Experimente enthalten, und das Präsentieren dieser Ergebnisse vor anderen Forschern in meinem Labor. Der Führungsstil meines Betreuers kam meinem Arbeitsstil sehr entgegen: Wir hielten alle 2-3 Tage Meetings ab und konnten den ganzen Tag über das Internet kommunizieren, wann immer wir wollten. Er ließ mir die Freiheit, die nächsten Schritte in meinem Projekt zu wählen, und versuchte, mich zu führen, wenn ich nicht weiterkam. Das heißt, er behandelte mich wie einen fähigen und verantwortungsbewussten Forscher und machte kein Mikromanagement.
- Wo geht es jetzt für Sie weiter? Was ist Ihr nächstes großes Ziel?
Meine berufliche Zukunft ist noch nicht ganz klar, ich muss zuerst meinen Abschluss machen (sobald ich meine Abschussarbeit verteidige). Ich denke, ich würde gerne in die Industrie zurückkehren und eine Stelle als Ingenieur antreten, um mehr Erfahrungen und Kompetenzen in Bezug auf mein Fachgebiet sammeln zu können. Ich konnte auch ein berufliches Netzwerk in Deutschland aufbauen, so dass ich die Möglichkeit hätte, dort eine Chance zu bekommen und zurückzukehren, sofern ich es möchte. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich kein großes Ziel vor Augen habe, aber ich weiß genau, dass ich mich in jeder zukünftigen Situation dank der Fähigkeiten, die ich während meines Praktikums in Deutschland erlernt und erfahren habe, auszeichnen werde.