Porträt des Monats Juni 2023
Sieben deutsche Hochschulen nehmen jährlich an diesem Programm teil, darunter die Universität Erfurt (Willy Brandt School of Public Policy) mit ihrem englischsprachigen Programm Master of Policy.
Die Stipendien sind heißbegehrt, der Bewerbungsprozess hochkompetitiv: 696 Bewerbungen sind allein für die Universität Erfurt beim DAAD aus aller Welt eingegangen, neun Stipendien konnten vergeben werden. Houssem Chammam, ein Bewerber aus Tunesien war einer der ausgewählten Kandidaten. Wir haben ihn befragt:
- Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Stipendium. Können Sie sich unserer Leserschaft kurz vorstellen?
Mein Name ist Houssem Chammam, ich bin ein junger Wissenschaftler aus Leidenschaft, der im Rahmen des Helmut-Schmidt-Programms des DAAD einen Master of Public Policy an der Universität Erfurt absolviert. Nach meinem Studium der Politikwissenschaften am Carleton College in Minnesota habe ich mich in den letzten zwei Jahren mit Fragen der Steuergerechtigkeit und der öffentlichen Ausgaben in Tunesien beschäftigt und mich für Alternativen eingesetzt. Heute möchte ich meine Erfahrungen aus der amerikanischen und der deutschen Denkrichtung für public policy nutzen, um in meinem Land und meiner Region eine menschenorientierte und faktenbasierte Politikgestaltung voranzubringen.
- Wieso glauben Sie, hat sich die DAAD-Auswahlkommission für Sie entschieden?
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Kommission mich aus mehreren Gründen ausgewählt hat: Erstens kann man sehr gut meine ungebrochene Leidenschaft für mein Studienfach und das aufrichtige Engagement in meinen akademischen Aktivitäten und Forschungsanstrengungen erkennen. Dieses Engagement spiegelt sich in meiner Entscheidung wider, trotz einer schwierigen politischen Krise in mein Land zurückzukehren, um mich aktiv an der Gestaltung des Diskurses zu beteiligen und auf einen positiven Wandel hinzuarbeiten.
Die Erfahrung, während dieser schwierigen Zeit vor Ort zu sein, hat nicht nur mein Verständnis für die komplexen Zusammenhänge der Politikgestaltung vertieft, sondern auch meine Bereitschaft gezeigt, praktische Maßnahmen zu ergreifen, um dringende Probleme anzugehen. Dieses praktische Engagement hat meine Entschlossenheit, etwas zu bewirken, und meine Fähigkeit, mich in schwierigen Umgebungen zurechtzufinden, unter Beweis gestellt.
Ich glaube, dass die DAAD-Auswahlkommission das Potenzial meine einzigartige Mischung aus akademischem Wissen, praktischer Erfahrung und echter Leidenschaft erkannt und mich deswegen ausgewählt hat. Sie haben gesehen, dass mein Engagement für mein Fachgebiet über das akademische Umfeld hinausgeht und dass ich den Antrieb und die Belastbarkeit besitze, einen wichtigen Beitrag für die akademische Gemeinschaft und mein Land zu leisten. Ich fühle mich geehrt, von der Kommission ausgewählt worden zu sein, und freue mich darauf, meinen Weg in der public policy mit dieser Unterstützung fortzusetzen.
- Was hat Sie motiviert, sich für dieses Stipendium zu bewerben und welche Möglichkeiten eröffnen sich dadurch für Sie?
Ich habe mich für Deutschland und speziell für das Helmut-Schmidt-Programm entschieden, weil ich fest an den Wert einer internationalen Ausbildung glaube. Ich möchte verschiedene Ansätze zu politischen Themen erforschen und eine globale Perspektive gewinnen, die mein Verständnis für die komplexen Herausforderungen unserer Zeit bereichern können. Darüber hinaus habe ich während meiner Arbeit in der tunesischen Zivilgesellschaft die außergewöhnliche Qualität und Tiefe des Wissens kennengelernt, das von deutschen Forschenden in meinem Fachgebiet erarbeitet wurde. Ich hatte das Privileg, diese ExpertInnen zu treffen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, was einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat.
Dieses Stipendium eröffnet mir großartige Möglichkeiten, meine Karriere voranzutreiben und meine Wirkung zu verstärken. Es verschafft mir Zugang zu einem lebendigen Netzwerk von akademischen und gemeinnützigen Einrichtungen in Deutschland. Das Programm bietet auch eine Plattform für die Zusammenarbeit und den weiteren Austausch mit talentierten Forschenden und Fachleuten auf dem Gebiet der öffentlichen Ordnung, so dass ich meine Fähigkeiten verbessern und zur Spitzenforschung beitragen kann.
- Gab es für Sie organisatorische/formale Hürden bei der Bewerbung für das Stipendium?
Das Bewerbungsverfahren für das Stipendium war eigentlich einfach und unkompliziert. Während des Auswahlverfahrens, das die Zusammenstellung verschiedener Unterlagen und Dokumente sowie die Beantragung des Visums umfasste, stand ich jedoch vor einigen Herausforderungen. Es erwies sich als schwierig, diese bürokratischen Aufgaben mit meinem Vollzeitjob als Wissenschaftler zu vereinbaren und die nötige Zeit für die Organisation und Einreichung der erforderlichen Unterlagen aufzubringen. Trotz dieser Hürden gelang es mir, sie zu überwinden und den Prozess erfolgreich zu durchlaufen. Insgesamt habe ich sowohl die DAAD-Außenstelle in Tunesien wie auch die zuständige Programmkoordinatorin in Bonn als sehr hilfreich empfunden.